Die Handtaschen – ein Überblick
Was dieses Jahr auf der New Yorker Modewoche gezeigt wurde, muss der Handtaschenliebhaberin den Schlaf geraubt haben. Nicht weil es so absonderlich war, was uns da präsentiert wurde, sondern weil die kreative Arbeit der Designer von Fendi, Prada, Versace und Co. ein unglaubliches Maß an Verspieltheit gewonnen hat. Hier mal ein Paar Einblicke, Sie dürfen gespannt sein.
Beginnen wollen wir mit Alberta Ferreti, die mit ihrem Bruder Massimo 1980 das Label Aeffe gründete.
Sie präsentiert uns eine Handtasche im Kugelfischformat, diese scheint tatsächlich Stacheln zu besitzen, auch wenn diese nur aus Stoff sind. Ungewöhnlicher und alltagstauglicher ist dann wohl doch ihre Taschenreihe Philosophy Di Alberta Ferreti.
Wie in die Welt von Glas und Diamanten fühlt man sich bei Stella McCartney entführt. Die komplett transparenten Clutches mit goldener Randung sind vielmehr Schmuckkästchen als Taschen im eigentlichen Sinne. Auch andere Designer wie Diane von Fürstenberg und Oscar De La Renta greifen diesen Ansatz auf. DVF montiert silberne Perlen unterschiedlicher Größe zur Clutch, De La Renta schafft zwar keine transparenten dafür aber hölzerne, verzierte Kästchen, die sich problemlos in der Hand tragen lassen. Balenciaga wagt einen heiklen Sprung, das spanische Traditionshaus, welches 1915 in San Sebastian gegründet wurde und heute unter der Regie von Chef-Designer Nicolas Ghesquiere steht, transformiert die Form des Hutkoffers zur tragbaren Alltagshandtasche, eine Idee, die Designer Jason Wu auch für sich entdeckt hat.
Aber getoppt wird das alles noch von den Bag-in-Bag-Ideen von Marc Jacobs, der seinen Blick in die Vergangenheit schweifen lässt und Alexander Wang, der absolute Shootingstar der Fashionszene, besetzt seine Handtaschen mit Netzen, in denen sich weitere Taschen verstecken. Das ist der Zug, auf den auch Fendi dieses Jahr aufgesprungen ist. Die Marke Fendi, über die man eigentlich kein weiteres Wort verlieren muss, hat mit Karl Lagerfeld den vielleicht bekanntesten lebenden Designer unter seinem Dach. Mittlerweile gehört das Haus zwar dem Konzern LVMH, also der Aktiengesellschaft Moët Hennessy Louis Vuitton, hat aber nichts an kreativer Kraft und Eigenwillen verloren. Fendis Taschen sind Legende und die Kollektion für das Frühjahr 2013 wird dieser Kontinuität keinen Abbruch schaffen. Fendi setzt der großen, einfach geschnittenen, einfarbigen Shopping-Bag einfach eine kleine Clutch auf, die sich ganz simpel aus einem transparenten Aufsatz ziehen lässt. Den Vogel schießt nächstes Frühjahr/Sommer das Modehaus Celine ab. Die Marke, die sich als klar im Look und alltagstauglich beschreiben lässt, zeigte bei der New York Fashion Week eine sehr interessante Variante der braunen Shoppingtüte, die man in jedem amerikanischen Supermarkt bekommt. Statt die Tüte aus recyclingfähigem Material zu produzieren, setzt Celine auf einfarbig braunes Leder. Eine tolle Idee, die vielen Betrachtern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollte. Natürlich hat man sich beim Verschlussmechanismus auch an der amerikanischen Durchschnittseinkaufstüte orientiert. Statt Verschlüssen aus Kunststoff oder Metall, wird ein einfaches Wickelsystem verwendet, um die Tasche zu schließen – ganz wie beim Einkauf mit Recyclingtüte eben!
Donna Karan New York hat seine Inspiration wohl auf den Straße des Big Apple gefunden und ein Thema aufgegriffen, welches in die Streetfashion gehören zu scheint: Die Bauchtasche. Ab jetzt gehört diese wohl nicht mehr länger den Jugendlichen und besorgten Urlaubern, die ihre Habseligkeiten darin vor Diebstahl schützen wollen. DKNY liefert uns eine stylische Version der oft verfemten Bauchtasche, bei der fast alle synthetischen Elemente durch Leder ersetzt wurden. Aber auch bekanntere Ideen, wie das Verwenden von Korb und eng geflochtene Materialien, tauchen in der neuen Kollektion von Donna Karan auf.
Was bekommen wir also im Frühjahr/Sommer 2013 geboten? Die Antwort: Viel Spiel, viel Spaß, viel Ironie und trotzdem gehobene Klasse.
Wir dürfen uns also beruhigt zurücklehnen und das neue Jahr kommen lassen.